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FAIRkleiden statt VERkleiden: Nachhaltigkeit in der Corporate Fashion

19.09.2024

Grün gedacht - grün gemacht

In einer der letzten Ausgaben des HumanResourcesManager-Magazins ging es um das faszinierende Schwerpunktthema „Branding“. In diesem Heft wird ein besonderer Fokus auf Corporate Fashion gelegt, und ich hatte das Vergnügen, als Expertin für Corporate Fashion Coaching einen Beitrag zu leisten.

Die Redakteurin stellte mir in einem Interview spannende Fragen, die mich dazu inspirierten, die aktuellen Entwicklungen in der Corporate Fashion - insbesondere in Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit – einmal näher zu beleuchten.
Tauchen wir ein in die Welt der Unternehmenskleidung und entdecken, wie sie die Wahrnehmung und Identität eines Unternehmens prägt.

Corporate Fashion als Ausdruck der Unternehmenskultur

Corporate Fashion ist gelebte Unternehmenskultur. Als wesentlicher Bestandteil der Corporate Identity trägt sie erheblich zur Außenwirkung eines Unternehmens bei. Sie reflektiert das Unternehmensimage und die Unternehmenswerte.
Doch in der heutigen Zeit geht es nicht nur darum, welche Werte ein Unternehmen vertritt und wie diese optisch durch Corporate Wear sichtbar gemacht werden können. Die Übernahme von Verantwortung in Bezug auf Ethik und Nachhaltigkeit rückt zunehmend in den Vordergrund. Wie sozial ist mein Unternehmen? Welche Bedeutung messen wir fairen und sozialverträglichen Arbeitsbedingungen und Produktionsprozessen bei? Und wie nachhaltig ist unsere Work Wear?

Die Rolle der Nachhaltigkeit in der Corporate Wear

Nachhaltigkeit und ethische Aspekte spielen bei der Herstellung von Beraufsbekleidung eine immer größere Rolle. Glücklicherweise, denn dieses Thema liegt mir persönlich sehr am Herzen. Sustainable Styling nimmt auch in meiner und unserer Arbeit als Imageprofis einen zunehmenden Stellenwert ein.
Als Mitglied des Arbeitskreises Nachhaltigkeit von CorporateColor setze ich mich mit unserem Team für eine bewusste Aufklärung über Nachhaltigkeit in der Mode ein. 


BU: Arbeitskreis mit den Gründungsmitgliederinnen plus unser Motto

Gerade die  Corporate Wear-Hersteller haben in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte in Bezug auf Nachhaltigkeit gemacht. Viele setzten ökologische und soziale Standards nicht nur in den Materialien um, sondern entlang der gesamten Lieferkette: vom Produktionsprozess bis zur Logistik.

Sie arbeiten zunehmend klimaneutral und achten auf faire, soziale Arbeitsbedingungen.
Besonders bei Schutzkleidung, also reiner Work Wear, werden hohe Ansprüche an die Materialien gestellt. Es braucht Hightech-Materialien mit speziellen Beschichtungen (Schutz im Kontakt mit Funken, Säuren, Lösungsmitteln, ätzenden Materialien), die oft aus schwer recycelbaren Fasermischungen bestehen. Diese Kleidung muss strapazierfähig, industriewäschetauglich und langlebig sein, denn je langlebiger sie ist, desto nachhaltiger ist sie.


BU: Work Wear stellt hohe Anforderungen ans Material (Foto: HAKRO)

Immer häufiger werden kreislauffähige Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen eingesetzt. Einige Hersteller haben Multifunktionsstoffe entwickelt, zum Beispiel innovative Stoffmischungen aus recyceltem Polyester und zertifizierter Fairtrade-Bio-Baumwolle oder setzen Maschenware aus Tencel-Polyester-Mischungen ein. (Tencel-Lyocell-Fasern: ein Material der Firma Lenzing, hergestellt aus Buchenholz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern)
Diese Materialien erfüllen die Öko-Siegel-Standards von GOTS, Grüner Knopf, oeko-Tex und Global Recycled Standard. D.h. die Unternehmen bieten höchste Nachhaltigkeitsstandards mit umfassend zertifizierten Rohstoffen.

 BU: Innovative Stoffmischungen bspw. aus Fairtrade Bio-Baumwolle und recyceltem Polyester machen Corporate Wear nachhaltig. (Foto: Pixabay)

Mehrwert für alle

Oftmals sind es kleine, mittelständige Unternehmen, die hier Vorreiter sind. Die Firma HAKRO zum Beispiel, ein traditionsreiches, mittelständisches Familienunternehmen mit Sitz in Schrozberg, Baden-Württemberg. HAKRO hat sich auf besonders haltbare, nachhaltige und durchdachte Unternehmensbekleidung spezialisiert und ist Mitglied der Fair Wear Foundation. Seit 1969 am Markt ist das Unternehmen mit eigenem Blockheizkraftwerk, selbst erzeugtem Öko-Strom, verbrennungsfreiem Fuhrpark und der eigens für HAKRO entwickelten Funktionsmischung MIKRALINAR® ClimatePartner-zertifiziert.


BU: Nachhaltige Corporate Wear der Firma HAKRO (Foto: HAKRO)

Jürgen Pruy | Bereichsleiter Vertrieb & Partnerschaften bei HAKRO und langjähriger Branchenkenner

„Corporate Wear gewinnt immer mehr an Bedeutung. Neben der textilen Visitenkarte eines Unternehmens und dem passenden Look zum Firmen-CI, spielen nachhaltige Aspekte eine große Rolle.
Unsere Corporate Wear soll seinen Teil dazu beitragen, Teams und Unternehmen bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Da ist es nur konsequent, dass diese Bekleidung fair und ökologisch sinnvoll produziert wird.

Und was ist überhaupt nachhaltiger als Qualität? Eine längere Gebrauchsdauer, schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch Ressourcen. Meine feste Überzeugung ist daher auch, weniger ist manchmal mehr.
Ein jüngerer Anspruch hinsichtlich Qualität ist die Wertschätzung gegenüber dem Mitarbeiter oder Träger. Immer mehr Unternehmen punkten mit Qualität und zeigen mit dieser Wertschätzung auch, was ihnen ihre Mitarbeiter wert sind.“

Es gibt auch Anbieter, die nicht nur Produzenten sind, sondern komplette Service-Modelle anbieten: Von der Produktion über Industrieleasing, Industriewäsche, Repair-Services bis hin Recycling-Lösungen. Kreislaufwirtschaft ist in der Bekleidungsindustrie ein immer wichtigeres Ziel und einige Corporate Wear Hersteller gehen mit gutem Beispiel voran. Nach meinem Gefühl sind die Hersteller von Corporate Fashion in vielen Bereichen in Bezug auf Nachhaltigkeit sogar weiter als viele Fair Fashion Label auf dem privaten Modesektor.

Verantwortungsbewusster Einkauf von Corporate Wear

Auch für die Unternehmen, die Corporate Wear einkaufen, spielt Nachhaltigkeit eine zunehmende Rolle. Denn Arbeitskleidung zu kaufen bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen. Immer mehr Unternehmen mit Corporate Wear streben nicht nur einen einheitlichen, innovativen Look für ihre Mitarbeiterkleidung an, sondern auch eine nachhaltige Herstellung und Produktion. Corporate Social Responsibility zahlt zudem auf das Markenimage ein, verbessert die Außenwirkung – und bringt Vorteile beim Employer Branding. Denn die Mitarbeitenden legen zunehmend Wert auf nachhaltige Arbeitskleidung.


BU: Ohne Corporate Social Responsibility geht es heute kaum noch (Foto: Pixabay)

Aktuelle Trends in der Corporate Fashion: Von Nachhaltigkeit bis Casual Wear

Auch Corporate Fashion folgt zeitgemäßen Trends, wobei Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt ist.  
Ein weiterer Trend geht in Richtung „Casual Wear“. Corporate Fashion soll heute Ausdruck von Mode und Identität sein, mit frischer Dynamik und Sportlichkeit daherkommen.
In nahezu allen Branchen gibt es derzeit den Trend zum „Casual Business“ Dresscode. Dem folgen auch die Corporate Wear-Kollektionen.


BU: Auch Corporate Wear Kollektionen folgen dem Trend "Casual Business" (Foto: HAKRO)

Beispielsweise in der Hotellerie, wo der hochoffizielle Dresscode immer mehr durch lässige, bequemere Kleidung ersetzt wird. Früher hieß es hier:  Anzug/Kostüm/ Bluse, Pumps, hochwertige Lederschuhe, Krawatten/Hals-Tücher im Unternehmens-Design. Alles war ziemlich konservativ, oft steif – nicht nur in der Optik, sondern auch das Material hatte häufig keine angenehme Tragequalität (Polyester-Hemden und Anzüge).
Heute sind diese Kollektionen viel frischer, lässiger, variabler: Chinos, 7/8 Stretch-Hosen, Polo-Shirts, Sweatshirts, Jersey-Blazer, Sneaker. Krawatten und Hals-Tücher sieht man so gut wie gar nicht mehr. Eher mal ein lässiges Cap/Beanies, witzige Hosenträger, auffällige Gürtel. Und das Ganze idealerweise aus nachhaltigem Material.

Style at work: Nachhaltige, stylische Arbeitskleidung für die Dorint-Hotelkette


BU: Work Wear als Fashion Brand (Foto: Stefan Rappo für Kaya & Kato)

Ein besonders inspirierendes Beispiel ist die neue Arbeitskleidung der Dorint-Hotelkette, die in Zusammenarbeit mit dem Designer Bernd Keller und dem nachhaltigen Work Wear-Hersteller „Kaya & Kato“ entstanden ist.

Hier wird Arbeitskleidung zur Mode. Die Kollektion ist ästhetisch, sportlich, zeitgemäß und vor allem nachhaltig produziert. Sie setzt neue Umweltmaßstäbe in der Branche und stellt das Wohlfühlempfinden der Mitarbeitenden am Arbeitsplatz in den Mittelpunkt. Das Team kann zwischen unterschiedlich farbigen Chinos, T- Shirts, Arbeitsjacken und Blazern in modernem Look und aktuellen Trendfarben wählen.


BU: Neue Corporate Wear der Dorint-Hotels (Foto: Stefan Rappo für Kaya & Kato)

Der Hersteller Kaya & Kato entwickelt ganzheitliche Gesamtkonzepte für Arbeitskleidung mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Er setzt neu entwickelte industriewäschetaugliche Stoffe ein, die Work Wear auf Fashion Niveau heben. So steht beispielsweise das Clean Ocean Konzept für den Einsatz von recyceltem Plastikmüll aus dem Meer. In jedem Meter der Clean Ocean Stoffe werden ca. 13,6 PET-Flaschen recycelt und wiederverwertet. Damit werden ca. 23,7 % CO² und 25% Energie eingespart. Und Kaya & Kato bietet sogar ein Recovery-Programm für Alttextilien an.

Mitarbeiterzufriedenheit durch nachhaltige Corporate Wear

Die Mitarbeitenden sollen sich in ihrer Corporate Wear wohlfühlen und sich nicht „verkleidet“ vorkommen. Eine hohe Trageakzeptanz in der Belegschaft ist entscheidend. Mit einem konservativen Business-Anzug mit Hemd und Krawatte kann man insbesondere die junge Generation nicht begeistern.
Corporate Wear dient zur Identitätsstiftung und zum Teambuilding, besonders in jungen Unternehmen und Startups. Wenn die Kleidung stylish, bequem und nachhaltig ist, wird sie viel besser akzeptiert. Und dann immer häufiger sogar im daily business auch intern getragen, nicht nur zu offiziellen Kundenterminen.


BU: Die Mitarbeitenden sollen sich wohlfühlen in Corporate Wear (Foto: HAKRO)

Wichtig ist, dass sie individuellen Freiraum bietet und dennoch ein klar erkennbares Corporate Branding aufweist. Multi-funktionale Bekleidung im Baukastenprinzip, die genug Raum für Individualität bietet, wird bevorzugt. Dabei werden die Vorteile klar: Gestellte Kleidung spart Kosten und Zeit, und bei gebrandeter Kleidung sind die Reinigungskosten sogar steuerlich absetzbar. Wenn dann noch ein Wäsche- und Repair-Services angeboten wird, wird es noch attraktiver für die Mitarbeitenden - und durch den Repair-Services noch nachhaltiger.

„Auf nachhaltige Kleidung zu achten bedeutet, Gutes zu tun und das richtige Bewusstsein für die Aufgaben der Gegenwart zu besitzen.“ Gibt es ein besseres Schlusswort als dieses Zitat von Kaya & Kato?

Herzliche Grüße

Nicole Dornberger
Die Nennung von HAKRO und Kaya & Kato ist übrigens unbezahlte Werbung aus Überzeugung.


 



 


 
 
 
 







 

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Nicole Dornberger

Die Autorin

Nicole Dornberger

Nicole Dornberger ist Image-Consultant und studierte Kommunikationswirtin. Sie beschäftigt sich schon ihr gesamtes Berufsleben mit den Themen Markenbildung, Kommunikation und Wirkung. Sie war u.a. Pressesprecherin und Marketingleiterin in der Finanzdienstleistungsbranche. Als selbständige Imageberaterin unterstützt sie Einzelpersonen und Unternehmen beim Thema Corporate Image, bildet Mitarbeiter zu Markenbotschaftern aus und bietet visuelles Karriere-Coaching an.
 

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