In unseren Blogs berichten wir regelmäßig über Farb- und Stilfragen, geben Tipps und schreiben über unsere Dienstleistungen. Dabei steht zumeist die richtige, typgerechte Kleidung, das gute Aussehen in unserem Fokus. Nun haben wir einen Blog der besonderen Art erstellt: Hier geht es um richtige Kleidung im Sinne von Nachhaltigkeit sowie sozialer Verantwortung – und darum, dass kleine Dinge Großes bewegen können. Lassen Sie sich inspirieren!
Vielleicht haben Sie vor kurzem davon gehört, dass Primark 50 Jahre Jubiläum hat – für mich ist das kein Grund zum Feiern. Das Unternehmen bringt Kleidung auf den Markt, die so billig ist, dass sich Waschen nicht mehr lohnt und ein neuer Trend von „Einweg-Kleidung“ als Wegwerfprodukt entsteht. Auch privat habe ich die Erfahrung gemacht, dass in einer Familie mit fünf Personen viel zu viel Kleidung im Umlauf ist. Und beruflich arbeite ich mit Menschen, deren Schränke voller Kleidung sind, die aber nichts anzuziehen haben.
Habit und Schuluniform als Königsweg in die Nachhaltigkeit?
Also, vielleicht doch nur eine Hose, ein Oberteil und das Ganze noch einmal zum Wechseln im Sinne von capsule warderobe mit wenigen, ausgesuchten Teilen? Oder noch einfacher, ein Habit, eine Kutte und für die Kids eine Schuluniform?
Wie immer gibt es kein Richtig oder Falsch und auch keine einfache Lösung auf die komplexe Frage nach mehr Nachhaltigkeit bei unserer Kleidung. Jeder hat einen individuellen Stil und andere Befindlichkeiten. Eine üppige Garderobe ist heute eine Selbstverständlichkeit, das ist nicht mehr zu ändern. Aber wir können bewusster konsumieren, mit Verantwortung die Kleidung und Accessoires aussuchen.
Maheela - ein farbenfrohes Beispiel für faire Fashion
Der Besuch der Ausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“ im vergangenen Jahr hat mich sehr berührt. Schon länger bin ich auf der Suche nach Projekten, die nachhaltig arbeiten und Menschen einen anderen Weg aufzeigen. Denn als kritische Käufer können wir viel bewegen.
So möchte ich heute “
Maheela“ vorstellen.
Maheela bedeutet Frau auf Nepali. Martina Göbel hat 2016 das Unternehmen in Deutschland gegründet, um Tücher und Schals hier fair zu handeln. Als gelernte Tischlerin und Betriebswirtin war sie selbst in der Entwicklungshilfe in Nepal vor Ort tätig und so ist dieses Projekt eine Herzensangelegenheit für sie.
Tücher und Schals von Maheela bestehen aus hochwertigen Materialien und sind per Handarbeit gefertigt.
Das Projekt ist eingebunden in die FrauenKooperation der Women´s Foundation Nepal (WFN), die 1988 von Studentinnen gegründet wurde. Misshandelten, vergewaltigten Frauen und deren Kindern wird eine Unterkunft sowie eine Perspektive gegeben – es gibt einen Kindergarten, eine Schule und die Frauen lernen Lesen und Schreiben. Die WFN bietet darüber hinaus noch Hilfe durch Rechtsberatung und Kleinkredite
Maheela bietet eine wirtschaftliche und soziale Perspektive für Frauen und Kinder, die Gewalt erfahren haben.
20 Frauen arbeiten direkt an den Webstühlen. Sie erhalten ein monatliches Gehalt, das ist für nepalesische Verhältnisse nicht selbstverständlich. Normalerweise werden die Frauen nach Stückzahl vergütet. Die Philosophie der WFN ist, dass alle Frauen – auch diejenigen, die nicht so schnell weben können, eine Chance auf einen angemessenen Lohn haben. So können sie ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen.
Die Garne für die Schals kommen aus China und Indien und werden von den Frauen der Initiative gefärbt. Farben und Design sind auf den Europäischen Markt abgestimmt. Die Schals werden handgewebt. Es sind schlichte, edle Stücke aus 100% Naturmaterialien wie Seide, Wolle oder Kaschmir. Jeder Schal ist ein Unikat.
Insgesamt kann es sieben Tage vom Einkauf des Garns bis zum Weben dauern und es sind bis zu 15 Arbeitsschritte notwendig. Also eine sehr zeitaufwendige, handwerkliche und traditionelle Produktion.
Bis zu 15 Arbeitsschritte sind notwendig, bis ein Schal oder Tuch fertiggestellt ist.
Am Ende wird jeder Schal mit Herz-Logo von Maheela als Wertschätzung besonders ausgezeichnet.
Vor-Ort-Termin zur Qualitätskontrolle
Als Beraterin ist es für mich Basis meines Handwerks, Empfehlungen sorgfältig zu prüfen. Beim
Kirchentag in Dortmund treffe ich Martina Göbel und Renu Sharma, die aus Nepal für einige Wochen hier in Deutschland ist. Renu Sharma gründete 1988 gemeinsam mit Kamala Upreti die WFN. Eine kleine, fröhliche Frau, die sich seit über 30 Jahren für die Rechte von Frauen einsetzt und ihnen Rechtsbeistand, Zuflucht und Anerkennung bietet. Eine Kämpferin – die mich beeindruckt.
Als Präsidentin der WFN freut sie sich, die Arbeit von WFN hier weiter bekannt zu machen und so den Menschen hinter der Mode eine Stimme zu geben.
Martina Göbel sorgt hier in Deutschland mit viel persönlichem Engagement dafür,
dass das Projekt bekannt und der Absatz gefördert wird
.
Vor Ort konnte ich das gesamte Sortiment und dessen Qualität persönlich begutachten: Es sind hochwertige Stoffe, zweifarbig oder mehrfarbig gewebt und mit einer großartigen Farbwirkung. Die Wolltücher sind teilweise doppelt gearbeitet und fallen sehr schön. Es sind in jeder Hinsicht edle Tücher und Schals, die als individuelles Accessoire der Garderobe eine besondere Note geben.
Gute Qualität hat ihren Preis – ein besonderes Stück, mit Liebe gemacht. Sind wir als Verbraucher bereit, diesen Wert zu bezahlen?
Mein Fazit
Ich möchte in mehrfacher Hinsicht einen Unterschied machen - für die Menschen, die meine Kleidung herstellen und für mich selbst.
- Ich entscheide mich bewusst und investiere in nachhaltige und faire Qualität – damit „Menschen auf Schattenseite der Mode“ eine Chance haben.
- Kleidung ist etwas Besonderes – kein Wegwerf-Artikel – sondern wertvoll.
Ihre Martina Rosmeier
Ein weiterer Artikel zum Thema:
Fast Fashion - Ein Thema, dass uns alle angeht