Ich liebe meinen Beruf! Als Imageberaterin habe ich einen spannenden Job. Ich stehe immer wieder vor neuen Herausforderungen und erhalte tolle Chancen, interessante Menschen kennenzulernen. So auch als Referentin eines Farb- und Stilworkshops für blinde und sehbehinderte Berufstätige.
Ich gebe zu: Als die Anfrage des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Niedersachsen e.V. (BVN) kam, war ich überrascht. Die Fachgruppe „Bildung und Beruf“ des BVN wollte auf ihrer Fachtagung einen Farb- und Stilworkshop für blinde und sehbehinderte Berufstätige durchführen und suchte dafür eine Imageberaterin.
Im ersten Moment war ich irritiert, weil ich mir die Umsetzung eines derartigen Workshops nicht so recht vorstellen konnte. Beamer-Vortrag – Fehlanzeige. Exemplarische Beratung an einem Modell vor der Gruppe – ebenfalls schlecht möglich.
Wie nehmen sehbehinderte Menschen Farben überhaupt war, wie gehen sie mit der Thematik Bekleidung – insbesondere auch im Berufsleben - um?
Wer keine Farben kennt, weil er noch nie Farben gesehen hat, kann nicht oder nur schwer beurteilen, welche miteinander kombinierbar sind.
Jeder der rund 20 Teilnehmenden der Fachtagung hat eine persönliche Kurzberatung zu typgerechten Farben und Schnitten bekommen. Bei einer so großen Gruppe und einem Seminartag konnten wir dies nur mit zwei Beraterinnen umsetzen. Und so habe ich mir die Unterstützung meiner Netzwerkkollegin Susanne Niermann geholt und wir haben die Teilnehmer zeitweilig parallel einzeln beraten. Nach einer kurzen Einführung zum Thema Business-Bekleidung ging es im ersten Teil um die passenden Farben, im zweiten Teil um Proportionen und Schnittformen.
Foto: Stefan Korinth
Es war für uns Beraterinnen eine völlig neue Erfahrung. Üblicherweise macht ein Blick in den Spiegel und auf Mit-Teilnehmer die Wirkung von Farben und Proportionen sichtbar. Dieses Mal haben wir ganz viel in Bildern beschrieben, die Teilnehmenden fühlen und spüren lassen. Alles immer unter den wachsamen Blicken der natürlich auch anwesenden Blindenhunde...
Fotos: Stephan Korinth
Am Ende hatte jeder Teilnehmer einen Farbpass mit seinen persönlichen Farben und eine Stilmappe mit individuellen Stilempfehlungen (im Nachgang in Braille-Schrift übersetzt) im Gepäck. Beide können beim nächsten Einkauf gezielt als Vorgabe für Begleit- oder Verkaufspersonal genutzt werden.
Ein Gewinn für alle Beteiligten
Sich auf etwas Neues einzulassen und Berührungsängste zu überwinden, war für alle Beteiligten ein echter Gewinn.
Foto: Nicole Dornberger
In meinem nächsten Blogartikel führe ich ein Interview mit Nina-Jasmin Mangelsdorf, Mitglied der Fachgruppe „Bildung und Beruf“ Niedersachsen/Bremen des BVN. Als Mit-Initiatorin unseres Farb- und Stilworkshops für Blinde verrät sie uns, warum das Thema Farb- und Stilberatung auch – oder gerade – für blinde und sehbehinderte Menschen relevant ist und vor welchen Herausforderungen sie im Umgang mit Kleidung im Alltag stehen.
Freuen Sie sich darauf!
Nicole Dornberger
Nicole Dornberger ist Image-Consultant und studierte Kommunikationswirtin. Sie beschäftigt sich schon ihr gesamtes Berufsleben mit den Themen Markenbildung, Kommunikation und Wirkung. Sie war u.a. Pressesprecherin und Marketingleiterin in der Finanzdienstleistungsbranche. Als selbständige Imageberaterin unterstützt sie Einzelpersonen und Unternehmen beim Thema Corporate Image, bildet Mitarbeiter zu Markenbotschaftern aus und bietet visuelles Karriere-Coaching an.
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